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Wenn Frauen wütend sind – und Kunst zu brennen beginnt

  • Autorenbild: Petra van Bellen
    Petra van Bellen
  • 17. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Was passiert, wenn wir unsere Emotionen nicht mehr runterschlucken – sondern sie sichtbar machen?


„Wut ist nichts, was Frauen lernen. Wut ist etwas, das wir uns zurückerobern.“

– frei nach Audre Lorde


"Warum bist du eigentlich so wütend?"

Diese Frage kommt oft leise daher - fast schon wie ein Kompliment.

Nicht anklagend – eher neugierig.

Wie ein Kind, das sich fragt, warum der Wasserkocher pfeift, aber der Wasserkocher pfeift nicht, er explodiert gleich!


Wut bei Frauen wird nicht als gesunde Reaktion auf Ungerechtigkeit gelesen, sondern als eine "Betriebsstörung" - Zu emotional, zu hysterisch, zu PMS.


Manchmal frage ich mich: Wenn ein Mann wütend ist, nennt man ihn "charismatisch" –und wenn eine Frau es ist, gleich "toxisch"?


Spoiler: Ich bin wütend und ich habe jedes verdammte Recht dazu.


petra-van-bellen-kuenstlerin
NO BRUSH - Acryl auf Leinwand mit Spachtel aufgetragen

Das Kunstwerk, das aus Wut geboren wurde


Dieses Bild ist nicht verkäuflich.

Nicht, weil es keinen Wert hat – im Gegenteil - weil es zu viel Wert in sich trägt.

Es entstand in einem Moment, in dem Worte einfach nicht mehr reichten.

Ein Ausdruck, der schreit – nicht durch Lautstärke, sondern durch seine Präsenz.


  • Das Motiv: Eine Frau, halb verborgen, halb konfrontierend.

  • Die Farbsprache: Wild. Emotional. Ungebändigt.

  • Die Aussage: Ich sehe Dich und ich lasse mich nicht mehr übersehen.



Wütende Frauen? Lieber nicht. Ein Blick auf die Zahlen.


Dass weibliche Wut in unserer Gesellschaft stört, ist kein Gefühl – es ist belegbar.


In einer Studie der Yale University (Brescoll & Uhlmann, 2008) wurde gezeigt:


Wütende Männer werden als kompetenter und durchsetzungsfähiger wahrgenommen.

Wütende Frauen hingegen gelten als irrational und weniger führungstauglich.


Auf dem Kunstmarkt sieht es ähnlich düster aus:


➤ Nur 11 % der Museumsankäufe in großen US‑Museen stammen von Künstlerinnen – und das über fast zehn Jahre hinweg (Artnet News/In Other Words-Report 2008–2018).

➤ Laut dem aktuellen Artsy Market Report 2024 machen Werke von Künstlerinnen inzwischen 9 % des weltweiten Auktionsumsatzes aus – immerhin mehr als die 2 % aus dem düsteren Jahr 2019 (Artnet). In Afrika? Da liegt der Anteil inzwischen sogar bei über 50 % (The Guardian, 2024).

(„Und während Europa noch debattiert, ob man Frauenkunst überhaupt sammeln kann, haben Künstlerinnen in Afrika längst die Hälfte des Kuchens verspeist – inklusive Sahne.“)


Und dann fragen wir uns, warum unsere Galerien aussehen wie Herrenclubs mit Öl auf Leinwand oder „Warum ist die Wut eines Mannes visionär – und die einer Frau unbequem? Vielleicht, weil wir gelernt haben, sie als Warnsignal zu sehen. Dabei war sie immer ein Weckruf.“



Was ist weibliche Wut überhaupt? Und warum macht sie so Angst?


Bild von Edmond de Belamy
Fashion ART - Acryl / Gold / Resin auf MDF Block 20 x 20 x 3 cm

Wut ist eine Grenzerfahrung.

Sie zeigt uns, dass etwas nicht stimmt.

Dass ein Bedürfnis übergangen, ein Raum genommen, eine Stimme erstickt wurde.


Aber wehe, sie tritt in High Heels auf.

Dann wird sie zur „Zicke“ oder zur „Dramaqueen“ - emotional instabil!


So schnell kann ein Mensch von „inspirierend“ zu „instabil“ degradiert werden.




In Frauenkörpern ist Wut unbequem, ja sogar Ungehörig. Vielleicht liegt es daran, dass weibliche Sozialisation oft bedeutet: harmonisch sein.


Dabei ist Wut kein Drama, sie ist wie ein Diagnosegerät und misst, wo uns etwas geraubt wurde: Zeit, Raum, Stimme, Respekt.


Ein Gedanke:

Vielleicht fürchten sich manche nicht vor der Wut der Frau – sondern davor, was sie mit dieser Wut tun könnte, wenn sie aufhört, sie zu unterdrücken.

Was wäre, wenn Wut nicht hässlich ist, sondern ehrlich?

Nicht destruktiv, sondern transformierend?



Kunst als Akt des Widerstands – nicht des Wohlgefallens


Ich male nicht, um Wohnzimmer freundlicher wirken zu lassen.

Ich male, weil mein Innenraum ab und an rebelliert.


Und nein, nicht jedes Bild muss "harmonisch" sein.

  • Manche Bilder sind Wunden.

  • Andere sind Waffen.


Und dieses eine Bild – das Unverkäufliche – war mein „Genug jetzt“.


  • Wut als Pigment.

  • Emotion als Trägermaterial.

  • Gold als sarkastisches Schulterzucken.



Female Rage in Popkultur & Politik


„Vielleicht ist die neue Ästhetik gar nicht mehr ‘pretty‘ – sondern ‘pissed‘.“

Wut ist nicht mehr nur ein persönliches Gefühl. Sie ist inzwischen eine globale Bewegung - eine kollektive Rückeroberung der eigenen Stimme. Hier ein paar Beispiele:


  • Beyoncé: "Lemonade" – eine visuelle Symphonie der Selbstachtung.

  • Taylor Swift: "The Man" – Gender-Kritik im Glitter-Outfit.

  • Phoebe Waller-Bridge (Fleabag): Wut, Schuld, Lust – und kein einziger Entschuldigungsversuch.

  • Florence Given, Polly Nor, Sarah Maple – Künstlerinnen, die den weiblichen Körper nicht nur malen, sondern zurückfordern.


Und ganz ehrlich: Wer hat je gesagt, dass Kunst nicht unbequem sein darf?

Manchmal muss sie genau das sein, um in die Diskussion zu gehen!



Was ich mir wünsche? Mehr Raum für ehrliche Emotion.


Keine geschönten Biografien. Keine Power-Poses mit Lippenstiftfilter. Keine weichgespülten Sätze wie "Du schaffst das schon" oder "Ich verspreche dir, wenn du...."

Ich will Geschichten, die brennen.

Gefühle, die nicht durch „Selfcare“ weichgespült werden.


Ich will, dass wir aufhören, uns zu fragen:

„Darf ich so fühlen?“ und anfangen zu sagen:„Ich fühle. Punkt.“


„Was, wenn unsere Wut nicht das Ende ist, sondern der Anfang von allem, was wir je sein wollten?“


Let’s get loud – aber echt jetzt!


Also sag Du mir:


  • Was hat Deine Wut zuletzt ausgelöst?

  • Wie hast Du sie vielleicht schon mal kreativ verwandelt?

  • Und gibt es ein Kunstwerk, das Dich so sehr berührt hat, dass Du Dich selbst wieder gespürt hast?


Kommentier hier, teil den Beitrag, sprich darüber - ich hör dir zu.




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